Der Dachboden wird ausgebaut, der planende und bauleitende Architekt hat den Verdacht das es Baufehler an den Spengler und Dachdeckerarbeiten gibt. Er bestellt eine Begutachtung der an sich fertigen Dacharbeiten. Sein Gefühl hat ihn nicht getäuscht, es liegen zahlreiche Verarbeitungsfehler, leider nicht nur bei den Dacharbeiten vor. Dies führt dazu dass der gesamte Trockenausbau sämtlicher Dachwohnungen saniert werden muss. Dieser Kurzbeitrag beschäftigt sich jedoch nur mit der Verblechung am Hauptgesimse.
Spenglerarbeiten schützen Bauwerke dauerhaft – wenn sie richtig verlegt werden
Bleche dürfen grundsätzlich im Sinne der Spenglerfachregeln und Werkvertragsnorme für Spenglerarbeiten ÖNORM B2221 nicht direkt, frei bewittert am Untergrund befestigt werden. Demnach bei Blecheinfassungen keine Schrauben oder Nägel erkennbar sein sollten. Ausgenommen vielleicht kurze nicht sturmgefährdete Teile mit entsprechender Neigung. Der Extremfall ist ein Gesimseblech welches mit ein paar Schrauben und langen Teilen am auskragenden Gesimse hängt.
Temperaturbedingte Längenänderung
Durch die temperaturbedingte Längenänderung würden am Untergrund fixierte Blechprofile nicht gehalten werden. Die Schrauben/Nägel werden durch die täglich permanente Längenänderung lose, respektive wird das Bohrloch zu einem Langschlitz, Wasser dringt in den Holzuntergrund und es kommt zu Schäden auch am Untergrund. Weiters wurden hier die Gesimsebleche in einem Stück verlötet, was ebenfalls aufgrund der temperaturbedingten Längenänderung zu Rissen an den Lötnähten führen würde. Weiteres Wasser würde zwischen Gesimseunterkonstruktion und Titanzinkblech eindringen. Geschätzt nach 5 Jahren würden die ersten Gesimseprofile lose abhängen, bei einem Sturm wäre es nicht auszudenken welche Schäden dabei entstehen könnten…
Sanierung Gesimseverblechung
Zur Mängelerhebung gleich interessant, aber konstruktiver ist die Ausarbeitung von Sanierungsvorschlägen. In dem Fall wurde mit dem Spengler eine Sanierungsvariante erarbeitet, die Zeit war knapp, das Gerüst kam in wenigen Tag weg. Am bestehenden Gesimse wurden die Spenglerschrauben abgeschnitten, die bestehenden Profile mit verzinkten Breitkopfstiften (hoher Reibungswiderstand, guter Halt) im Untergrund nachgenagelt. Die Lötnähte wurden zur Ausdehnung geöffnet. Dann wurden die neuen Gesimsebleche oben, unten, seitlich jeweils rechts und links mit Haftstreifen fixiert, und mit Blechkleber von Murexin am Untergrund verklebt. Die Stöße wurden mit starken Deckblechen abgedeckt und zusätzlich eingeklebt. Das Gesimseblech bleibt unten im Stoßbereich offen, Kondens- oder Schadwasser kann hier nötigenfalls abtropfen. Die Längenänderungen werden nicht behindert, der Windsog und Winddruck kann nicht eingreifen.
Günther Nussbaum-Sekora – Bausachverständiger, Spengler und Dachdeckermeister