Aus gegebenem Anlass informieren wir über die Insolvenz des Fertighaus-Anbieters Scalahaus Holzbau GmbH mit Sitz in Eugendorf (Flachgau).
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Stellungnahme Bauherrenhilfe | Günther Nussbaum:
Scala-Haus wurde durch die Bauherrenhilfe geprüft und als Qualitätsbetrieb zertifiziert. Dazu wird 1x pro Jahr, und natürlich zu Beginn der Mitgliedschaft, die Bonität über große Wirtschaftsauskunfteien geprüft. (KVS, Creditreform uvm.) Weiters sehen wir uns die Niederlassungen an, prüfen die Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterbildung. Wir haben Scala relativ kurz nach der Gründung geprüft, und ab Vertragsabschluss praktisch jede Baustelle geprüft. Scala war zu Beginn nur Basis-Mitglied, weil wir bei Neugründungen natürlich auch skeptisch vorgehen. Aber Scala hat sich dann -bautechnisch- zu einem Musterbetrieb entwickelt. Praktisch jede Beanstandung – und es gibt keine mängelfreien Häuser – wurde nahezu in Echtzeit von Scala-Baumeister Kölli und dem technischen Leiter aufgenommen und umgesetzt. Während andere Big-Player teilweise etwas träge sind, haben wir bei Scala miterlebt, wie man sich mehr als bemüht hat, um besser zu werden. Dementsprechend haben wir Scala in Folge unser Gütesiegel verliehen.
Nachdem ich vor einigen Wochen von Kunden zu Zahlungsproblemen informiert wurde, haben wir 2 Dinge unternommen:
1) Noch bis vor 4 Wochen Bonitätsauskünfte von Wirtschaftsauskunfteien eingeholt. (Liegen bei uns auf)
2) Unverzüglich Kontakt mit Scala aufgenommen.
Das Ergebnis: Die Bonitätsauskünfte waren allesamt gut! Und es wurde mit einem Investor verhandelt der den finanziellen Engpass beheben sollte. Dieser ist schlussendlich auch eingestiegen, aber die Materialpreise und Verfügbarkeiten haben sich weiter verschlechtert.
Wir als Verein sind hier auch Gläubiger, haben einige Baustellenkontrollen nicht bezahlt bekommen. (Wir haben die beauftragten Sachverständiger natürlich bezahlt)
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Stellungnahme zu den Ursachen, soweit uns diese bekannt sind:
Kein Zweifel, die Situation ist desaströs, aber mit Betrug hat das rein gar nichts zu tun. Scala hat dem Häuslbauer Fixpreisgarantien gewährt. UND NICHT NUR SCALA, bezahlt deswegen pro Haus berechnete 20 bis 30 Tausend Euro hinzu, je nach Vertragsabschlussdatum. Scala baut(e) über 200 Häuser pro Jahr! Wer nun hochrechnet, kann sich ausmalen, dass ein erst gegründetes Unternehmen dies nicht lange durchsteht. Andere Big-Player haben das gleiche Problem, aber auch größere finanzielle Rücklagen!
Persönliches Statement von Günther Nussbaum:
Ich, bin – wie Ihr wahrscheinlich wisst – der letzte der Firmen verteidigt die Konsumenten schädigen. Aber in dem Fall trifft Scala, so weit ich Einblick habe, KEINE direkte SCHULD. Aber natürlich jede Verantwortung. Wir haben eine noch nie dagewesene Situation, Materialien sind entweder nicht verfügbar oder zu 2-3-fachen Beschaffungskosten! Auch Subfirmen von Scala konnten teilweise nicht liefern. Wir bekommen umgekehrt im Verein praktisch täglich Nachrichten von Häuslbauern, denen andere Baufirmen -OHNE FIXPREISBINDUNG- Mehr- und Nachtragskosten in Höhe von bis zu 100.000 (!) Euro vorschreiben. Häuser stehen still, weil sich das natürlich die meisten nicht leisten können.
Aktuell sieht es danach aus, dass das Unternehmen geschlossen wird. Eine Auffanggesellschaft soll möglicherweise die Baustellen fortführen. Aber es wird Mehrkosten für die Häuslbauer geben. Was nun weder Betrug, noch gemein, noch böse ist. Es ist die einzige Lösung für alle. Wären bei Scala keine Fixpreis-Aufträge vergeben worden, so würden die Mehrkosten viel höher ausfallen.
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Ein Fazit am Ende:
Die jetzige Situation konnte keiner kommen sehen, auch nicht die Kreditauskunfteien. Aber bautechnisch war Scala ein Musterschüler mit viel Potential. Auch die Kommunikation mit Scala war -jedenfalls für uns – bestens. Leider lagen auch die großen Kreditauskunfteien falsch. Die letzten Wochen haben wir praktisch täglich diskutiert ob wir vor Scala warnen sollen. Aber wisst Ihr was passiert wäre? Scala hätte dann weder einen Investor noch eine Zukunftsaussicht gehabt!! Ihr hättet alle keine Aussicht auf Fertigstellung und würdet wohl im derzeit schwierigen Markt kaum jemanden finden der zu normalen Preisen fertigstellt. Wir haben uns dann entschieden nur das Gütesiegel zu entziehen und Scala die diesbezügliche Bewerbung zu verbieten. Unsere Intention war in Folge darauf beschränkt, dass kein neuer Kunde in dieser Situation sich auf den Hausbau mit Scala einlässt.
Recherchemöglichkeiten:
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Ich stehe für Eure Fragen zur Verfügung: Günther Nussbaum
Obmann – Bauherrenhilfe.org, Verein für Qualität am Bau
Betroffene können folgender Scala-Facebook-Gruppe beitreten.
https://www.facebook.com/groups/489645995346597
(Veröffentlicht am 08.04.2022)