GEPRÜFTE BAUSTELLEN IM JAHR
     

Hagelunwetter – Gewitter sind regionale Unwetter mit hohen Gebäudeschäden!

Linz (OTS) – Extreme Wetterereignisse nehmen zu, die Höhe der Gebäudeschäden ebenso. Mit den Auswirkungen von Unwettern haben sich auch die Bedrohungen für Gebäude geändert. Heute stehen massive Schäden durch Hagel, Sturm und Oberflächenwasser sowie in bestimmten Gebieten auch durch Schneedruck im Vordergrund. Der Prävention kommt deshalb größere Bedeutung zu.

  • Die gute Nachricht : Durch die Vernetzung von Grundlagenforschung und „Know-how am Bau“ gibt es heute Möglichkeiten, Gebäude wirkungsvoll vor Extremwetterereignissen zu schützen.

„Auch in Österreich haben extreme Wetterereignisse dramatisch zugenommen“, verweist Dr. Josef Stockinger, Generaldirektor der OÖ Versicherung AG und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der in Oberösterreich tätigen Versicherer (ARGE) auf das vergangene Jahrzehnt, in das Land von einer beispiellosen Serie von Naturkatastrophen heimgesucht wurde – vom Jahrhunderthochwasser 2002 über die Schneedruck-Katastrophe 2006, die Stürme Kyrill 2007 und Paula 2008 bis hin zum großen Hagelschlag im Juli 2009. „Aus regionalen Gewittern sind regionale Unwetter mit hohen Gebäudeschäden geworden. Elementarereignisse richten heute mehr Schäden an als Brandfälle“, so Stockinger. In den diesjährigen Sommermonaten verzeichnete allein die Oberösterreichische Versicherung rund 6.200 Schadensfälle infolge elementarer Extremereignisse.

  • Elementarschäden müssen und werden auch hinkünftig versicherbar sein, jedoch wird verstärkt auf Beratung und Vorsorge zu setzen sein.

Viele Schäden könnten durch einfache und auch kostengünstige Maßnahmen vermieden werden. „Das Bewusstsein, dass Prävention mehr wert ist, als finanzielle Abdeckung im Schadensfall, muss noch deutlich gestärkt werden“, so Stockinger. Auch am bisherigen System werden im Hinblick auf die steigenden Schadensummen Anpassungen vorgenommen werden müssen: Wo Risiken versicherbar sind, etwa bei Sturm- oder Hagelschäden, wird sich der öffentliche Katastrophenfonds zurückziehen müssen, um sich auf nicht versicherbare Risiken zu konzentrieren. Idealerweise werden sich öffentlicher und privater Risikoschutz ergänzen. Dadurch kommt der eigenen Vorsorge Fall größere Bedeutung zu, weil nur durch eine Reduktion der Schadensummen auch die Prämien dauerhaft niedrig gehalten werden können. Das verlangt auch mehr Eigenverantwortung und Fairness innerhalb der Risikogemeinschaft, was letztlich zu einer klassischen Win-win-Situation für denjenigen führen kann, der vorsorgt: Schließlich gehen geringere Schäden mit einem geringeren Risiko und damit mit einer günstigeren Prämienleistung einher.

In 3 Schritten zum wirkungsvollen Hagelschutz

Insbesondere die Hagelschäden haben in den letzten zwei Jahrzehnten stark zugelegt und stellen in zahlreichen Regionen ein ernstes Problem für Hausbesitzer und Versicherungen dar. Aus „normalen“ Gewittern wurden regionale Hagelunwetter mit tendenziell zunehmender Hagelkorngröße, die über Landstriche hinweg ziehen und dabei Dächer und Fassaden beschädigen oder überhaupt zerstören. Um Schutzmaßnahmen ergreifen zu können, fehlten bislang vor allem Informationen. „Als Bauherr muss ich das Risiko von Hagelunwettern einschätzen können, die gefährdeten Gebäudeteile kennen und zu guter Letzt auch wissen, welche Materialien und Bauteile einem zu erwartenden Hagelunwetter standhalten“, so Dr. Arthur Eisenbeiss, Sprecher der österreichischen Brandverhütungsstellen. Durch umfangreiche Grundlagenforschung und die vernetzte Tätigkeit mehrerer Institutionen ist es nunmehr aber möglich, wirkungsvolle und wirtschaftlich sinnvolle Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

1. Hagelzonenkarte der ZAMG

Nach monatelanger Auswertung österreichweiter Daten erstellte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine sogenannte Hagelzonenkarte, die voraussichtlich ab Jänner 2013 im Internet abgerufen werden kann. „Daraus wird ersichtlich, wie hoch das Hagelrisiko in einer bestimmten Region ist und mit welchen Hagelkorngrößen zu rechnen ist“, erklärt dazu Eisenbeiss.

2. Grundlagenforschung durch das IGS

Aufgrund der umfangreichen Grundlagenforschung, wie sie vom IGS-Institut für geprüfte Sicherheit in Linz betrieben wurde, kann heute realistisch eingeschätzt werden, wo welche Materialien eingesetzt werden sollten, um die Gefahr eines Hagelschadens auf ein Minimum zu beschränken.

3. Zuletzt sollten Bauherren und Planer noch in Erfahrung bringen können, ob ein bestimmtes Bauprodukt, das in der Gebäudehülle verwendet wird, überhaupt auf seinen Hagelwiderstand geprüft wurde und nach welcher Hagelwiderstandsklasse es klassifiziert wurde. Diese Information liefert das schweizerische-österreichische Hagelschutzregister, das die klassifizierten Baumaterialien auflistet. Unter „www.hagelregister.at“ werden alle geprüften Bauteile transparent und standardisiert publiziert. Das unterstützt Bauherren und Planer bei der Wahl der richtigen Baumaterialien.

„Zuvor gilt es natürlich, die relevanten Bauprodukte auf deren Hagelresistenz prüfen zu lassen“, erklärt dazu Eisenbeiss. Möglich wurde dies in Österreich durch die Entwicklung einer eigenen Hagelsimulations- und Prüfmaschine, die es ermöglicht, einen normkonformen Hagelsimulationsbeschuss durchzuführen. Immer mehr Hersteller gehen inzwischen dazu über, ihre Dach- und Fassadenbauteile dieser Prüfung unterziehen zu lassen. Hierzu werden die Bauprodukte mittels Hagelsimulations- und Prüfmaschine unter möglichst naturnahen Bedingungen mit genormten, im Labor hergestellten Eiskugeln beschossen und je nach Resistenz in unterschiedliche Hagelwiderstandsklassen eingeteilt. Widersteht dabei ein Bauteil einer Eiskugel mit einem Durchmesser von z.B. 50 Millimeter, wird dieses nach HW5 klassifiziert. „Es liegt also im Interesse der Hersteller, ihre geprüften Bauprodukte in das Hagelschutzregister eintragen zu lassen, schließlich bewerben sie damit die Qualität ihrer Produkte“, meint Eisenbeiss. Für Bauherren und Planer wiederum bietet ein Blick auf „www.hagelregister.info“ die Sicherheit, dass tatsächlich geprüfte und klassifizierte Bauprodukte verwendet werden. Schneelasten werden unterschätzt.

Doch nicht nur der Sommer mit seinen Hagelunterwettern, auch der Winter bringt Gefahren mit sich. Neben erhöhter Lawinengefahr führen starke Schneefälle zu starken Überbelastungen an den Gebäuden. „Jahr für Jahr kommt es bei starkem Schneeaufkommen zu folgenreichen Dach- und Gebäudeeinstürzen. Die Schneedruck-Katastrophe 2006 in Bad Reichenhall mit 15 Toten und einer Schadensumme von 250 Millionen Euro macht deutlich, wie dramatisch die Folgen eines Gebäudeeinsturzes aufgrund der Überbelastung durch Schnee sein können“, so Dr. Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Eine aktuelle Erhebung des KFV unter Hallenbetreibern zeigt, dass die Gefahr von Schneelasten für die Stabilität von Gebäuden unterschätzt wird. Tatsächlich können 20 cm Schnee – je nach Beschaffenheit – auf dem Hausdach rund zwei Tonnen und damit so viel wie ein Kleinbus wiegen. Eine Belastung, der viele Dächer nicht ohne weiteres standhalten können.

  • Die richtige Bauweise ist hier das A und O.

Grundsätzlich gilt: Je steiler die Dachkonstruktion, desto geringer ist das Risiko einer zu großen Schneelast. Flachdächer sind besonders gefährdet, da sich der Schnee hierauf verfestigt und an Dichte und Gewicht zulegt. Die Schneehöhe allein ist nicht entscheidend. „Ein Kubikmeter Nassschnee kann etwa vier Mal so schwer sein wie ein Kubikmeter Neuschnee“, erläutert Kaltenegger: „Durch gezielte Präventionsmaßnahmen und Kenntnisse der bestimmten Gefahrenzonen können aber Schäden in größerem Ausmaß verhindert werden.

 

Fotocredit: BVS/Bogner; Fotograf: BVS/Bogner
   
   
   
   
   
   

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