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Schärfere Kontrollen und mehr Qualität hat das Auftragsportal My-Hammer vor einem Jahr versprochen. Und wie sieht das in der Praxis aus?

Weg sind sie jedenfalls nicht, die schwarzen Schafe. Spontan klickt Zimmermeister Lutz Langheim aus Kreiensen auf ein paar laufende Auktionen – und wird schnell fündig: Bei einem Auftrag, einen Dachstuhl komplett auszubauen, bieten nicht nur Meisterbetriebe mit. „Mitglied der Handwerkskammer“ steht da zwar, doch auf den zweiten Klick folgt der Hinweis „Im Verzeichnis der zulassungsfreien Handwerke“.

„Solche Betriebe dürften eigentlich nicht mitbieten, das ist keine zulassungsfreie Arbeit“, beschwert sich der Handwerker.“

Langheim muss es wissen, er ist Obermeister der Zimmerer Innung Northeim-Einbeck. Seit 2007 ist er bei My-Hammer aktiv. Immer wieder stößt er auf solche Wettbewerber, konkurriert schon mal mit Umzugsunternehmen und Fliesenlegern um Zimmererarbeiten. Sein Eindruck: „Da hat sich nicht viel getan. Ich glaube nicht, dass es weniger Verstöße gegen die Handwerksordnung geworden sind.“

User müssen Verstöße melden!

Mit schärferen Zugangskontrollen wollte das Auftragsportal gegen schwarze Schafe vorgehen. My-Hammer prüft bei Neuanmeldungen Personalausweis und Gewerbeschein, wenn Meistertitel oder andere Qualifikationen angegeben werden, auch die. Doch es bleibt weiterhin vor allem den Nutzern der Plattform überlassen, Verstöße gegen die Handwerksordnung und die My-Hammer-AGB zu melden. „Verhält sich ein Nutzer nicht regelkonform, kann dies von jedem anderen Nutzer gemeldet werden“, sagt My-Hammer-Pressersprecher Niels Genzmer. Wie gut diese Kontrollen greifen, wollte Langheim selbst ausprobieren – und hat für einen Auftrag mit fünfstelligem Volumen nur einen Euro geboten. Prompt wurde für eine Woche von My-Hammer gesperrt. Das Angebot sei „unrealistisch niedrig“, heißt es in der E-Mail des Portals dazu. Langheims Fazit: „Zumindest in solchen Fällen reagieren die sehr schnell.“

Mehr Transparenz

Für mehr Qualität sollten zudem die Branchenbücher sorgen, die My-Hammer im Frühjahr 2009 eingeführt hat: Handwerker können hier unter anderem ausführlicher Fotos und Referenzen darstellen, um ihre Qualität unter Beweis zu stellen. Hier sieht auch Langheim eine kleine Verbesserung: „Auftraggeber könnten leichter die Qualifikation der Betriebe überprüfen – wenn sie sich dafür interessieren.“ Doch das Risiko, dass sich Kunden mehr von niedrigen Geboten und guten Bewertungen beeindrucken lassen, bestehe immer noch. Zumal nicht jeder Kunde in der Lage sei, solche Verstöße gegen die Handwerksordnung überhaupt zu erkennen, betont Langheim.

Mehr Kosten

Dafür lässt sich My-Hammer die Einträge in das Branchenbuch gut bezahlen. Zwischen 49,90 und 99,90 Euro im Monat kosten die ausführlichen Selbstdarstellung mit komplette Kontaktdaten und dem Qualitätssiegel für überprüfte Zertifikate und Mitgliedschaften. Die Preise sind nach Auftragsvolumen gestaffelt: Wer bis 1000 Euro bieten will, zahlt zum Beispiel 49,90 Euro. Für 99,90 Euro gibt es die Flatrate ohne solche Begrenzungen. Kostenlos und ohne ausführliche Selbstdarstellung können Betriebe nur bis 500 Euro mitbieten. Die Resonanz auf dieses Angebot ist unterschiedlich in den Gewerken. Bei Stichproben hatten in der Rubrik „Elektrotechniker & Elektroarbeiten“ rund 27 Prozent der Anbieter ein kostenpflichtiges Qualitätssiegel. In der Rubrik „Innenausbau, Holz & Tischler“ waren es rund 37 Prozent, bei den Dacharbeiten circa 57 Prozent.

Gebühren stören schwarze Schafe

Nach Einschätzung von My-Hammer haben die Partnerpakete die Wettbewerbssituation im Portal verändert: „Uns bestätigen viele My-Hammer-Handwerker, dass seit der Einführung der Partnerpakete schwarze Schafe nicht mehr auf höherwertige Aufträge mitbieten und dadurch rausgefallen sind“, sagt Sprecher Genzmer.  „Oft geht es nur um dem Preis!“ Langheim nutzt die Flatrate, „sonst kommt man ja nur an kleinere Aufträge“. Weil die Flatrate schon bei ihrer Einführung abgeschlossen hat, zahlt er nur 720 Euro Grundgebühren im Jahr. Das bleibe auch so für Altkunden, habe ihm My-Hammer bereits mitgeteilt. „Sonst müsste ich mir das auch noch einmal überlegen. 1200 Euro im Jahr, das geht schon an die Grenze.“  Autor: von Jörg Wiebking,  Quelle: HANDWERK.COMSchlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Quelle: HANDWERK.COM
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