Aktualisierung vom 10.2.2012: Der Anwalt von unten angeführtem Bauunternehmer gibt bekannt dass dieser nicht mehr als Bauunternehmer aktiv ist, es bestehe also kein Anlass mehr diesen mit vollen Namen zu nennen. Die Redaktion schließt sich dieser Meinung an und anonymisiert den Beitrag. Es besteht kein Grund mehr andere vor diesem Bauunternehmer zu warnen, weswegen auch kein Anlass besteht seinen Namen negativ zu erwähnen.
Ein altbestehendes Souterrain-Lokal in Wien, es sollen die eigenen Arbeiter untergebracht und entsprechende Umbauarbeiten, sowie der Einbau von Nassräumen erfolgen. G.N.wird beauftragt, er stellt sich als Baufirma und Generalunternehmer vor. Man müsse sich keine Sorgen machen, Baumeister,- Trockenbau,- Elektriker,-Installateur,- Fliesenleger,- und Malerarbeiten, alles aus einer Hand.
Wer hier nicht prüft läuft in die Falle
VOR JEDEM BAUVORHABEN sind baurechtliche Fragen zu stellen. Welche Arten von Bewilligungsverfahren gibt es? Und vor allem welches Verfahren ist für das Bauvorhaben relevant? Hier ist ein Planungsgespräch mit einem Bauingenieur oder einem Ziviltechniker dringend empfohlen. Schon alleine wegen baubehördlicher und nachbarschaftsrechtlicher Fragen, und nicht zu Letzt aus versicherungstechnischen Gründen. Versicherungsschutz für einen Schwarzbau wird es im Regelfall nicht geben! Erst wenn diese Fragen geklärt sind geht es weiter zu den technischen und betrieblichen Fragen. Wie beschreibe ich mein Vorhaben? Nehme ich einen neutralen Fachmann zur Leistungsbeschreibung? Oder lade ich verschiedene Firmen zur Anbotslegung ein?
Der Baumeister wird es schon wissen!
Der Gedanke ist grundsätzlich nicht falsch, gibt es keinen Architekten tritt der Baumeister, aber auch ein anbietender Installateur, Fliesenleger, Maler… de facto als „Planer“ auf. Ihn trifft eine besondere Sorgfaltpflicht. Im gegenständlichen Fall lag zum Zeitpunkt der Beauftragung an „G.N.“ -laut Online-WKO-Auskunft- nur eine FREIE Gewerbeberechtigung für Gipsplattenspachteln (Ohne Montage!) und Gebäudereinigung vor! Eine Gewerbeberechtigung für Baumeisterarbeiten wurde erst während der Arbeiten erlöst. Da ist Vorsicht geboten! So ein „Wohnungsumbau“ stellt sich oft schwieriger dar als ein einfacher Neubau! Fragen sie nach: Wer ist gewerberechtlicher Geschäftsführer? (Der „echte“ Baumeister) Ist dieser tatsächlich für das Unternehmen tätig? Gibt es Referenzen? (Adressen geben lassen!) In dem Fall änderte sich der Gewerbeschein, aber nicht der Berater. G.N. hat sich tatsächlich alleine um alles gekümmert…
Baustelle fertig – Keine Baugenehmigung
Zum Zeitpunkt meines Einschreitens waren die Bauleistungen fast fertiggestellt. Es wurden statisch relevante Konstruktionen eingebaut, neue Nasszellen, neue Heizmöglichkeiten und Kaminanschlüsse. (und vieles mehr) Nicht Anzeige- oder Bewilligungspflichtig wäre beispielsweise eine Instandsetzung der Böden oder Wände. Für den einfachen Badezimmereinbau besteht in der Regel nur die Pflicht zur Bauanzeige. Wer einen Architekten engagiert und vorher die behördlichen Vorgaben genau recherchieren läßt (und diese einhält) kann ein vereinfachtes Bewilligungsverfahren nach §70a wählen. Wenn die Baubehörde nach 1Monat keinen negativen Bescheid übermittelt kann nach Baubeginnsanzeige zu bauen beginnen. Allerdings noch auf eigenes Risiko da die Behörde erst nach 3 Monaten die Zulässigkeitsprüfung abschließen muss. (Schutzzonen 4) Alle anderen Verfahren benötigen Zeit und natürlich ebenso eine gute Vorbereitung. Unternehmer G.N. ist hier seiner Hinweispflicht offensichtlich nicht nachgekommen. Die Auftraggeberin war völlig überrascht als ich nach dem Behördenstatus gefragt habe.
Eine Draufgabe: Gewerbebehörde vergessen!
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Vor Errichtung einer Betriebsstätte, respektive dem Umbau einer bestehenden Betriebsanlage liegt in der Regel ebenfalls die Pflicht zur „allgemeinen Baubewilligung“ vor. Und es sind Arbeitnehmerschutzvorschriften einzuhalten. Fluchtwege, Brandschutzvorschriften, Lichtverhältnisse u.v.m. Hierzu ist in Wien das jeweilige Bezirksamt die zuständige Genehmigungsbehörde und Einreichstelle. Daher unbedingt vorher die Sprechstunden nutzen, alle Unterlagen mitnehmen und F R A G E N! Ein Baumeister wird sie auf diese Umstände natürlich hinweisen, ein Gebäudereiniger wird sie dazu kaum beraten können. Besonders als engagierter Jungunternehmer tappt man schnell in derlei Fallen, daher sollte man Beratungsstellen der bspw. Wirtschaftskammer auch in Anspruch nehmen!
Erst jetzt kommt der Baupfusch
Eigentlich bin ich gerufen worden um eine technische Bewertung vorzunehmen. Die fällt leider ebenso katastrophal aus, oder sollte man gar nicht bewerten? Schlussendlich liegt ein Schwarzbau vor! Die Anlagen existieren also offiziell gar nicht? Grundsätzlich ist es so daß jetzt recherchiert werden muss ob die bisherigen Leistungen genehmigungsfähig sind. Sind sie das so kann die nötige Bewilligung in aller Regel nachgeholt werden. Die Qualität der Ausführung entspricht der der bisherigen Beratung des Unternehmers:
- Die Duschen sind nicht fachgerecht abgedichtet worden
- Die Duschtassen sind mehr als schief eingebaut worden
- Die Trennwände stehen auf wackeligen Beinen
- Die Installationsarbeiten sind fehlerhaft, teilweise bereits undicht
- Die Trennwände und Trockenbauarbeiten sind abbruchreif
- Die Tragekonstruktion ist statisch nicht ausreichend
- Die Elektroinstallationen sind fehlerhaft
- Und vieles mehr ist mangelhaft, besser gesagt de facto keine Leistung ist fehlerfrei
Dann kommt der Termin mit dem „Bauunternehmer“
Zuerst beginnt der Termin vielversprechend. Wir besprechen die Mängel und vereinbaren mit ihm nicht weiterzubauen. Aber er soll die wesentlichen Mängel nachbessern, das Bad wieder „sanieren“. Er zeigt sich einigermaßen einsichtig und es wird ein Termin zur Sanierung vereinbart. Leider kommt Herr N. nicht, und ist in der Folge auch nicht mehr unter der bisherigen Nummer erreichbar. Die logische Folge von einem viel zu billigen Auftrag (4000 Euro netto Lohnumsatz für Leistungen welche eigentlich 12.000 kosten müßten) an einen nicht entsprechend geeigneten Bauunternehmer.
Am Ende kommt der Architekt nicht ganz zu spät
Die gutgläubige Jungunternehmerin und Auftraggeberin hat ihre Erfahrungen teuer bezahlt. Will aber keinesfalls „schwarz“ weiterbauen, auch wenn es sich „nur“ um Arbeiten in einer Wohnung handelt. Jetzt wird ein Architekt beauftragt alles wieder ins Lot zu bringen. Die Sanierung der Mängel und schlussendlich Fertigstellung wird dringend benötigtes Startkapital verschlingen. Der engagierten Auftraggeberin hilft eine wichtige unternehmerische Eigenschaft: Positiv denken….
Günther Nussbaum-Sekora – Bauherrenhilfe.at
5 comments
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Mittlerweile haben wir noch eine weitere Zuschrift von einer geschädigten Partei erhalten. Und die Kriminalpolizei ist auf der Suche nach Herrn N., es soll der Tatbestand des Betruges vorliegen. Hier gilt die Unschuldsvermutung, und habe ich der Polizei mitgeteilt dass ich mit Herrn N. einen überforderten Bauunternehmer erkenne, er aber bei dem mir bekannten Fall keine Betrugs-Sachverhalt gesetzt hat. Also Pfuscher ja – Betrüger nein.
Guten Abend, Herr Nussbaum-Sekora !
Auch ich bín ein Opfer des Herren N. Er hat sich im Okt. 2009 als Baumeister vorgestellt, und hat mein Badezimmer mehr schlecht als recht saniert. Ich wäre auch bereit gewesen mehr zu bezahlen, für eine ordentliche Dienstleistung. Leider kannte ich mich mit den Marktpreisen nicht aus, weil ich kein Techniker bin. Wenn Sie nähere Details interessieren, können Sie mich unter xxxxxxxxxxxxx kontaktieren !
Die Analyse stimmt aber sicher: „Pfuscher ja, Betrüger Nein“. Ein überforderter Möchtegern-Baumeister !
mfG
Mag. Mxx xxxx
Aktualisierung zum „Fall N.“. Der vorstehende Kommentator schickt uns eine Aktualisierung, hat eine Ratenvereinbarung mit N. geschlossen welche nicht eingehalten wurde, Termine wurden einfach nicht wahrgenommen. Nun schickt Anwalt Dr. K. im Namen von N. eine Verpflichtungs- und Unterlassungserklärung, und er gibt weiters an N. könne seine Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen weil die Bauherrenhilfe.org negativ über N. schreibt. Und N. deswegen keine Aufträge mehr erhalten soll. Typischer Fall, der „Täter“ fühlt sich als „Opfer“. Ich habe mich selbst bemüht eine einvernehmliche Lösung zwischen N. und einer geschädigten Kundschaft zu schaffen, N. ist zu dem vereinbarten Termin einfach nicht erschienen, war nicht mehr erreichbar. Umso erstaunlicher wie fix N. nun per Anwalt seinen Kunden droht welche nun die Öffentlichkeit informieren. Da klappt es nun mit der Kommunikation, etwas spät oder ?
Herr N. ist sehr umtriebig, war zwar für seine geschädigten Kunden nicht mehr erreichbar, ist aber über die Berichte im Internet gut informiert. Nach dem sein Anwalt ergebnislose Drohbriefe an mich und den Kommentator geschickt hat, trudelt nun ein Brief der Datenschutzkommission ein. Es soll sich um „Datenmißbrauch“ handeln. Wir werden zur Stellungnahme aufgefordert. Ein neuerlicher Versuch der Öffentlichkeit Informationen über derartige Vorgehensweisen vorzuenthalten. Dem hält scheinbar nur der „Verein für Konsumentenschutzinformation“ und der „Verein für Qualität am Bau“ stand. Beim von mir geschätzten Energiesparforum oder auch bei den „Gelben Seiten“ werden kritische Stimmen schnell entfernt. Aus Angst vor rechtlichen Auseinandersetzungen bleibt der Konsumentenschutz oftmals zurück – nicht bei uns. Wir berichten weiter, ausführlich und zusammenfassend in einem nächsten „Artikel der Woche“
Aus eigener Erfahrung kann ich nur empfehlen, zu jeder Hausbesichtigung einen Experten mitzunehmen. Als Laien hätten wir viele Mängel schlichtweg übersehen.