Heizungsumbau mit Erdwärme
Die Wärmepumpe und ihre Kritiker oder der verzweifelte Versuch eine faszinierende Technologie zu verteufeln. Eine Betrachtung von Dipl. Ing. (FH) Hans-Jürgen Seifert
- Die neue Art der Elektroheizung
- Versteckte Stromfresser
- keine makellose Ökobilanz
- Klimakiller im Schafspelz
- Achillesferse Kältemittel
- zu teuer
- schlechte Ergebnisse
Solche und ähnlich ketzerische Sprüche liest man in letzter Zeit immer häufiger. Was steckt dahinter und warum melden sich immer mehr selbst ernannte Experten zu Wort? Keine andere Branche bei den regenerativen Energien hatte in den letzten Jahren eine derartige Zuwachsrate wie die Wärmepumpe und wurde für konventionelle Heiztechnik langsam aber sicher ein ernst zu nehmender Konkurrent. Der Einbau einer Wärmepumpe geht meist zu Lasten eines Oel,- Gas oder Pelletskessel. Wartungen, Gaszähler und Schornsteine werden nicht benötigt bzw. abgemeldet. Des einen Leid, des anderen Freud, so ist nun mal das Geschäft. Neid und Missgunst werden erzeugt und um noch was zu retten oder Frust abzubauen ist jedes Mittel recht. Wer sind diese Schreiberlinge und welche Motive bewegen sie?
Verdeutlichen wir uns zunächst den Aufbau einer Wärmepumpe mit Erdsonden.
Es handelt sich hierbei um ein System mit den Komponenten aus Hydrologie/Geologie, Kältetechnik, Regelungstechnik und Heizungstechnik. Sind alle Anlagenteile fachmännisch geplant und ausgeführt, haben wir ein gut funktionierendes Wärmepumpensystem. Es gibt sicherlich nicht allzu viele Menschen, welche diese Fachgebiete alle gleich gut beherrschen, außer natürlich die so genannten Experten die scheinbar von allem Ahnung haben und in Wirklichkeit nichts wissen und aus dem Zusammenhang herausgelösten Unsinn verbreiten. Die Motive sind ebenso verschiedener Natur. Über verlorene Umsätze ist keiner so richtig glücklich. Arbeitet man für die Öl –oder Gaslobby, ist man vom Wärmepumpen – Boom selbstverständlich nicht begeistert und dass man dann „ Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich sing“ praktiziert, ist ja auch nicht ungewöhnlich. Reichen sachliche Argumente nicht aus, wird es eben über Klima und Umwelt versucht, am besten unter dem Mantel der Verbraucherschützer oder ökologischer Wohltätigskeitsgebilde.
Eines ist wohl jedem klar, viele Publikationen finanzieren sich über Anzeigen aus Industrie und Wirtschaft. Eine objektive Betrachtungsweise wird es deshalb selten geben und sind wir ehrlich, so haben wir eigentlich alle irgendwie eine subjektive voreingenommene Sichtweite.
So weit, so gut, kommen wir mal zu den Fakten.
„Die neue Art Elektroheizung oder versteckte Stromfresser“ ist der plumpe Versuch, die Wärmepumpe als eine Elektroheizung mit hohen Stromkosten zu suggerieren. Schlechte Beispiele, die es wohl überall gibt, werden hoch gepuscht um Panik zu erzeugen.
Gern bedienen sich die Halbwissenden dabei kurzer, wenig aussagefähiger Feldversuche oder dem Nachplappern von Gerüchten. Keiner hat sich bisher auf den größten repräsentativen Feldtest von 220 Wärmepumpen von 1996-2003 in der Schweiz und dessen Schlussbericht bezogen. Natürlich erreicht nicht jede Wärmepumpenanlage was sie verspricht und die Ursachen liegen zumeist in fehlender Erfahrung und Kompetenz oder in Annahme des billigsten Angebotes. Es macht halt einen Unterschied, ob ich mich beim Kauf von einem paar Schuhe vertue oder beim Kauf einer Wärmepumpe. Mancher verwechselt halt Fachwissen, mit im Internet verbreiteten Weisheiten.
Übrigens wird es bald vorgeschriebene Mindestjahresarbeitszahlen für Wärmepumpenanlagen geben. Dies ist richtig und sollte selbstverständlich für alle regenerativen Energien eingeführt werden.
Wenn Sie zum Beispiel glauben, dass alle Solaranlagen wirtschaftlich sind oder alle Brennwertkessel im Brennwertbereich arbeiten, dann glauben Sie auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet. Die meisten Wärmepumpenbesitzer sind nach unseren Umfragen mit ihren Verbräuchen mehr als zufrieden und daran kommt auch der härteste Kritiker nicht vorbei, denn anders ist dieser sagenhafte Boom nicht zu erklären. Zieht die Panikmache „Stromfresser“ nicht, versucht man es mit Ökologie und Umwelt.
Da wird einfach behauptet, dass die Wärmepumpe ihren Strom aus dem Kohlekraftwerk bezieht und dabei auf Grund des schlechten Kraftwerkswirkungsgrades ihre Wirtschaftlichkeit bereits dort verliert. Wer lesen kann ist im Vorteil, und wer dazu auch noch rechnen kann, erst recht.
Da werden die Verluste im Kraftwerk einfach auf die Gesamtenergiebilanz übertragen, obwohl bei einer guten Wärmepumpenanlage dreiviertel der erzeugten Energie aus der Erde bzw. der Sonnenenergie resultieren. Dass der Anteil des Stromes aus Photovoltaik, Wind, Bioanlagen und Kraft-Wärme-Kopplung ständig zunimmt und auch die Kohlekraftwerke weiter modernisiert werden, wird schlicht übersehen. Dabei ist laut Energieeinsparverordnung der Primärenergiefaktor von Wärmepumpen wesentlich besser als bei anderen Energieträgern. Komisch ist auch, dass die Bundesregierung „D“ plant, diese schreckliche Technologie ab 2008 zu fördern, was bereits in anderen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt mit bis zu fünftausend Euro praktiziert wird.
Unabhängig davon ist interessant, dass mich bei zahlreichen Fachvorträgen und individuellen Beratungen bisher nur ein Einziger nach der Primärenergieeinsparung gefragt hat. Die Bauwilligen bzw. Heizungsanlagenbesitzer fragen in erster Linie nach der Heizkostenersparnis, was ja wohl auch verständlich ist. Wenn nun gar nichts zieht, versucht es man halt mal mit umweltunfreundlichen Kältemitteln.
Das Kältemittel je nach Zusammensetzung ozonschädigend und als Treibhauseffekt fördernd wirken, ist sicherlich allgemein bekannt. Mit dem Verbot von FCKW- Kältemittel und deren Ersatz durch FKW- Kältemittel hat man den Schritt in die richtige Richtung unternommen und ich bin mir sicher, dass es hier in naher Zukunft neue Entwicklungen geben wird, welche noch umweltfreundlicher sind. Eines wird nur durch die Wärmepumpenkritiker vollkommen verkannt bzw. bewusst vergessen. Der Anteil an Kältemitteln in Wärmepumpen macht im Vergleich zum Kühlanlagenbau, zu Großkälteanlagen, zu Klimaanlagen in Fahrzeugen, Kühl- und Gefrierschränken nur einen Bruchteil an Umweltbelastung aus. Wer glaubt, dass diese Schlaumeier ihr Auto ohne Klimaanlage fahren und ihre Lebensmittel in Erdlöchern aufbewahren, der glaubt dass Politiker zukünftig mit dem Fahrrad fahren bzw. ihre Dienstreisen mit dem Segelflugzeug machen.
Kühle Rechner behaupten, die Wärmepumpe rechnet sich ebenso wenig, wie Solar.
Bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen für eine Wärmepumpe verhält es sich jedoch so wie beim Kauf/ Verkauf von Immobilien. Je nachdem, ob man Käufer, Verkäufer oder Bänker ist, hat man verschiedene Bewertungen vor sich. Egal wie man es betrachtet, es wird immer unterschiedliche Motive geben eine Investition zu tätigen. Nicht jedes Auto welches 350 PS hat, wird auch ausgefahren. Für den Einen ist der Energieverbrauch, für den Anderen die Rückflußdauer und für den Nächsten die Sicherheit, Prestige oder Schutz vor Inflation ausschlaggebend. Vergleiche hinken oft und je nach Bezugsbasis ist der Mehrpreis für eine Wärmepumpe unterschiedlich hoch. Bezieht man dies auf eine Brennwerttechnik in Kombination mit einer Solaranlage ist der Unterschied sehr gering. Blickt man mit offenen Augen in die Zukunft, so ist wohl absolut sicher, dass die Energiepreise weiter steigen werden und die Schere zugunsten der Wärmepumpe weiter auf geht.
Fassen wir das Ganze noch einmal zusammen:
Die Wärmepumpenanlage wird in nächster Zeit bei der Lösung der Energiefrage nicht weg zu denken sein, vorausgesetzt sie wird sorgfältig geplant und fachlich kompetent ausgeführt. Sie steht ganzjährig zur Verfügung und wird in Kombination mit passiver Kühlung oder Solar weiter an Effizienz gewinnen. Die größte Gefahr dabei sind nicht die Kritiker, wie leicht zu erkennen, sondern die Unterschätzung der Funktionalität als System in sich, die Planung, der Vertrieb und Einbau über Nicht-Fachleute sowie Preisdumping bzw. Geiz ist geil. Gegengesteuert werden muss über schnelle Ergänzung, Vervollständigung und Aktualisierung von Regeln, Normen und Gesetzen zum Einsatz von Wärmepumpen einschließlich ihrer Peripherie, sowie der ständigen Weiterqualifizierung und Zertifizierung.
Die Endverbraucher reagieren sensibel und haben ein feines Gespür für Trends und Entwicklungen.
Bestes Beispiel dafür war der Verlauf der Pelletskessel im vergangenen Jahr. Die Einheitswärmepumpe, wie sich manche Hersteller gern wünschen, wird es nicht geben. Es geht auch nicht darum, die Wärmepumpe als Allerheilmittel heraus zu stellen. Dazu gehört auch die Einsicht, dass es je nach Gegebenheiten auch andere, bessere Lösungen geben kann.
Im Interesse des Verbrauchers sollte für die Beheizung eines Gebäudes nach der effektivsten, ökonomisch und ökologisch sinnvollsten Lösung unter Einbeziehung des Wärmeschutzes gesucht werden, völlig frei von Lobbyismus.
Auch veröffenlicht auf Erdwaerme-Zeitung.de von Dipl.-Ing. (FH) Hans-Jürgen Seifert; Ingenieurbüro für Wärmepumpensysteme und rationelle Energieanwendung.
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