GEPRÜFTE BAUSTELLEN IM JAHR
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Der Kunde ist verzweifelt, steckt mitten in den Sanierungsarbeiten zum geerbten Haus und hat einen Verkauf geplant, jetzt steht der Keller „unter Wasser“, Schimmel breitet sich überall aus. Eigentlich sollte ich nur die Malerarbeiten bewerten, hier hat die Baufirma ohne Verständigung den vereinbarten Preis um 100% überschritten. Die Arbeiten sind mangelhaft und hätte die Baufirma dem Auftraggeber VOR DURCHFÜHRUNG der Arbeiten ein Nachtragsoffert legen müssen. Wer hier nicht rechtzeitig Mehrkosten ankündigt wird darauf sitzen bleiben. Die gute Nachricht übermittle ich gerne: Der Keller ist nicht undicht! (Bilder undicht)

Nicht jeder nasse Keller ist auch undicht!

 

Doch schon nach wenigen Messungen ergibt sich ein klares Bild. DER KELLER IST NICHT UNDICHT! Gebaut wurde zwar ein Betonschalsteinkeller ohne wirksamer Abdichtung, aber feuchte Wände müssen lange nicht zu einem derartigen Schimmelbefall führen. Selbst bei schlechter Qualität ist davon auszugehen dass die betonierten, rissefreien Wände überwiegend wasserundurchlässig sind. Trotzdem stehen an Wänden und Böden -auch bei nicht erdberührten Flächen- flächendeckend Wassertropfen an der Oberfläche, Fliesen sind nass. Da müßte schon der Wasserspiegel über die Fliesen gestiegen sein. Nach einer Feuchtemessung im Estrichrandbereich stelle ich nur leicht erhöhte Feuchtewerte auf der Bodenplatte fest. Das passt nicht zusammen.

Kalte Wände und feucht-warme Luft = Sommerkondensat

Demnach beginne ich mit Raumklimamessungen, checke die Oberflächentemperaturen der Wände. Da bestätigt sich meine Vermutung: Der Keller ist dicht, es liegt Oberflächenkondensat ist starker Ausprägung vor. Begonnen hat es damit dass der neue Hausbesitzer Türen und Kellerfenster weit offen gelassen hat, „um den muffigen Geruch abzulüften“. Die Aussenluft war feucht-schwül, so cirka 28°C bei 80% relativer Luftfeuchtigkeit. Ein Kubikmeter Luft enthält dabei rund 22,43g Wasser. Der Taupunkt liegt dabei bei über 24°C! Die Aussenluft ist in den Kellerraum geströmt, auch über die Innenräume vom Erdgeschoss. Da ist die Raumluft kühler, die Sättungsgrenze schnell erreicht.? Die Oberflächentemperaturen der kühlen Kellerwände und Böden hat rund 15° betragen („Winterkälte“), da liegt es auf der Hand dass permanent Wasser aus der Luft auskondensiert ist.

Lange Regenperiode hat Kellerwände ausgekühlt

Dieses „Phänomen“ ist für Juni ungewöhnlich. Erklärt sich aber durch die lange Regenzeit, der kalte Regen hat das Erdreich durchfeuchtet, und dabei die an das Erdreich anliegenden Kellerwände, und die Bodenplatte abgekühlt.? Auf den Regen folgte die Sonne, und die hohe Luftfeuchtigkeit. Eine ungünstige Mischung, die für eine ständige „Bewässerung“ der kühlen Innenoberflächen geführt hat. Durch Kondensation, nicht durch ein undichtes Kellerbauwerk. Der Hausherr hat falsch reagiert und nach den ersten Wasserflecken alle Kellerfenster und Türe weit geöffnet. Damit das vermeintliche Schadwasser abtrocknen, verdunsten kann.? Doch genau das Gegenteil ist passiert. Bei beispielsweise einer Abkühlung auf 21°C und gleicher rel.LF. sind in einem m3 Luft nur mehr rund 15g Wasser enthalten. Die Differenz von 7,43g/m3 kondensiert an den kalten Oberflächen aus. Bei einem beispielsweise angenommenen „Leckageluftvolumen“ (Durch offene Türen und Fenster) von 500m3 pro Stunde wären das rund 66,87 Liter (Annahme 18Stunden) pro Tag!

Sondermassnahmen in der Übergangszeit

Dieser Vorgang ist nicht unbekannt, tritt aber im Normalfall in der direkten Übergangszeit vom Winter in den Frühling auf. Da sind massive Kellerwände noch kalt, und die wärmere Frühlingsluft kondensiert bei falschem Lüftungsverhalten wie oben beschrieben aus. Nur liegen da keine feucht-schwülen Sommertemperaturen vor! Demnach dieser Tag mit zahlreichen Schadensfällen zu rechnen ist. Wer da an den falschen Berater, oder an eine dubiose Entfeuchtungs- oder Mauertrockenlegungsfirma kommt, der darf sich über Empfehlungen zu teuren Sanierungsarbeiten nicht wundern. Tatsächlich müssen nur die Kellerfenster und Türen geschlossen werden. Gelüftet darf nur werden wenn der absolute Feuchtegehalt der Luft außen geringer ist als innen. Das können feuchtegesteurte Lüftungsanlagen erledigen, oder es wird manuell gemessen. Entfeuchtungsmaßnahmen der Luft sind maximal als Notpflaster zu bewerten. Die Wände sollten in der Übergangszeit auf Temperatur geheizt werden, klingt verrückt, draußen knapp 30°Celsius und drinnen die Heizung aufdrehen. Aber besser als mit Schimmelpilzen befallene Oberflächen und Dämmstoffe…

Schimmel-Akutsanierung!

Im gegenständlichen Fall ist es bereits zu spät. Zu viel Wasser, Schimmelpilzkulturen sind bereits erkennbar. Ich organisiere Sofortmaßnahmen und eine Kaltvernebelung mittels Wasserstoffperoxid, gemischt auf Fruchtsäurebasis. Der Pilz glaubt er bekommt Futter und nimmt das hochwirksame Desinfektionsmittel über seine Membrane auf. Nach kurzem ist der gesamte Keller desinfiziert, inklusive Garage. Der Kunde ist erleichtert, möchte das alles aber noch nicht so recht glauben. Der Schock mit dem undichten Keller sitzt noch zu tief…

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