Bauschäden. Hausschwämme können ganze Häuser zerstören. Ausgangspunkt sind dabei unsachgemäß verfugte Badezimmer. Professionelle Fliesenleger sind der einzige Schutz.
Wenn in einem Gründerzeithaus ein Badezimmer saniert wird, ist der Fliesenleger einer der zentralen Gewerke: Seine Fertigkeit bestimmt, ob im Badezimmer versteckte Feuchtbiotope oder wohliges Wellnessgefühl zuhause sind.
Kompetente Fliesenleger sorgen für eine zuverlässige Verbundabdichtung unter dem Fliesenbelag und vor allem unter den Wannen! Hier stoßen Heimwerker oft an ihre fachlichen Grenzen: Verbundabdichtungen müssen stets unter der Bade- oder der Duschwanne durchgeführt werden und seitlich an der Wand wieder hochgezogen werden. Eine Wanne ist immer ein Feuchtbiotop. Dies gilt besonders für die Hohlräume unter der Wanne: Kondenswasser, ein defekter Siphon, ein schlecht angezogener Bodenablauf – dies sind alles Faktoren, die für Feuchteschäden im Bodenaufbau sorgen.
Die sogenannten Wartungsfugen in den Randbereichen bieten hier nur temporären Schutz. Dabei handelt es sich um Fugen aus Silikon oder Acryl, die aufgrund ihrer elastischen Eigenschaften als Wartungsfugen und nicht als Abdichtung anzusehen (ÖNORM B 2207) sind. Ihre Funktion muss in regelmäßigen Abständen überprüft und gegebenenfalls erneuert werden, um eventuelle Folgeschäden in der eigenen wie darunterliegenden Wohnung zu vermeiden. Der Ausweg sind Wannen mit Falz oder Anschlussprofilen, die einen wartungsfreien Anschluss an die Verbundabdichtung aufweisen.
Ohne Fliesenleger keine Abdichtung
Nun zum aktuellen Fall. Das Badezimmer wurde vom Mieter in Eigenleistung saniert. Kein Fliesenleger, keine fachgerecht ausgeführte Feuchtraumabdichtung (Verbundab- dichtung), dazu kam noch das fehlende Bewusstsein zur 2-jährigen Wartung der Wannenfugen. Das ergab in Summe einen ständigen Wassereintritt in das darunter liegende Ziegelgewölbe und die Parteienkeller. Während der Sickerwasserschaden in den Wohnräumlichkeiten selbst unentdeckt bleibt, entwickelt sich in den Kellerabteilen ein massiver Hausschwammbefall.
Mit Hausschwamm keine Standfestigkeit
Der wuchs und gedieh in den Kellerräumen prächtig. Allerdings war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis sich der Hausschwamm über das mürbe Altbaumauerwerk bis zu den Holzdecken im 1. Stock verbreitert hätte. Die Sanierungsfehler des Mieters hätten beinahe zu einem massiven Gebäudeschaden geführt. Auch Nassräume über Massivdecken benötigen einen Feuchteschutz und vor allem eine gute Planung.
Allgemeines zu Hausfäulepilzen
Pilze werden generell nicht zu den Pflanzen und Tieren gezählt. Sie bilden eine eigene Gruppe: Die der Fungi. Wie bei den Pilzen im Wald stellt der sichtbare Fruchtkörper oft nur einen kleinen Teil dar. Darunter verrichten die Stränge und Myzelien ihr oft zerstörerisches Werk. In den Fruchtkörpern werden „nur“ sexuelle Sporen zur Fortpflanzung gebildet. Beim echten Hausschwamm konnten einige Sporen unter trockenen Laborbedingungen bis zu 20 Jahre überleben. Nicht immer steht die Fruchtkörper-bildung am Ende einer Entwicklung. Gar nicht so selten bildet ein holzzerstörender Pilz gar keinen Fruchtkörper aus. Ein Fruchtkörper wird in der Regel dann gebildet, wenn der Fäulepilz merkt, das dass abbaubare Holz zu Ende geht. Das Holz ist dann schon nicht mehr tragfähig und ein Befall unter Umständen gar nicht frei erkennbar. Bei den Hausfäulepilzen ist davon auszugehen, dass der Fruchtkörperbildung bereits eine enorme Zerstörung vorangeht. Wird er sichtbar, ist das meiste schon passiert.
Bei großflächigen Myzelien und Fruchtkörpern ist von einer großflächigen Zerstörung auszugehen. Einige Pilzarten können Mauerwerk durchwachsen. Dabei gehören der Echte und „wilde Hausschwamm“ zu den bekannten Arten. Wobei vor allem mürbes Altmauerwerk und Beton mit Rissen durchwachsen werden kann. Frisches Mauerwerk ist aufgrund der Alkalität noch nicht gefährdet. Schimmelpilze können in der Regel Holz nicht abbauen. Die einzigen Ausnahmen bilden Birken- und Pappelholz, die aber auch nur geringfügig zersetzt werden können.
Holz braucht Verständnis
Wird Holz abgebaut, sind daran Pilze schuld, die von Bakterien und Schadinsekten unterstützt werden. Die verschiedenen Holzarten unterscheiden sich im Aufbau und der Dauerhaftigkeit wesentlich voneinander. Baumarten, die dauerhaftes Kernholz mit pilzwidrigen Inhaltsstoffen bilden, haben Mechanismen entwickelt, um einen Befall zu verhindern. Das geschieht durch den Verschluss oder das Ungenießbarmachen des Röhrensystems im Holz. Der Baum nutzt in diesen Fällen nur die äußeren jungen Jahresringe zum Wassertransport. Die älteren werden zum ungenießbaren Kernholz. Holzzerstörende Pilze wachsen innerhalb des engen Röhrennetzwerkes. Dabei verläuft eine Ausbreitung längs zur Faserrichtung wesentlich schneller als quer dazu. Erkennbar ist dies auch daran, dass Schutzmittellösungen und Wasser über das Stirnholz besser ein- dringen können. Eine Holzart, die unter natürlichen Bedingungen nicht abgebaut wird, gibt es nicht.
Die Bestimmung von Hausfäulepilzen ist in Abgrenzung zu den Pilzen ohne Fäule unbedingt labormäßig vorzunehmen. Ist im Zweifelsfall keine Artbestimmung möglich, muss so saniert werden, als würde ein Echter-Hausschwamm– Befall vorliegen! Der Echte Hausschwamm ist der häufigste Hausfäulepilz und der Pilz mit den höchsten Wiederbefallsraten. Um einen Wiederbefall zu vermeiden, ist beim Echten Hausschwamm das Holz mindestens 1 m über den Befallsbereich herauszuschneiden oder entsprechend zu behandeln (Mauerwerk 1,5 m).
Schlussendlich bleibt bei einem Befall nur eine Empfehlung: Unbedingt zum Fachmann gehen!
Autor: Bausachverständiger Günther Nussbaum
Veröffentlicht in der Fachzeitschrift SOLID – Wirtschaft und Technik am Bau – Nr. 4 | April 2014
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