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Fachgerechtes Herstellen von Dachdurchdringungen unter Berücksichtigung der Anforderungen an die Luftdichtheit der Gebäudehülle.

Durch die notwendigen Dachdurchdringungen in Steildächern entsteht im Bauablauf in zweierlei Hinsicht ein Schnittstellen-Problem: Um Schmutzwasserlüftungen, Abgasleitungen oder Anschlussleitungen für Solarkollektoren durch die Dachkonstruktion zu führen, muss in der luftdichten Schicht ein Ausschnitt hergestellt werden. Nicht immer sind sich die ausführenden Fachhandwerker dabei bewusst, dass die so entstehende Lücke wieder sorgfältig verschlossen werden muss. Ansonsten drohen in der Dachkonstruktion Feuchteschäden infolge Tauwasserbildung. Mit der nötigen Sorgfalt in der Ausführung und der Verwendung geeigneter Materialien lassen sich Folgeschäden vermeiden. Siehe Bild 1

Bild 1: Luftdichtungsmanschetten ermöglichen eine dauerhaft luftdichte Ausführung der Dachdurchdringungen von Rohrleitungen. Die Luftdichtungsmanschetten von Eisedicht bestehen aus einem selbstklebenden Klebekragen und einer Tülle für Rohre von 8?mm bis 160?mm Durchmesser.Bild: Eisedicht; Bildquelle: www.ikz.de
   

Die Funktion haustechnischer Anlagen erfordert auch Bauteile, die innerhalb der Dachkonstruktion eingebaut sind und für die Ableitung von Fortluft oder Abgas, die Zuführung von Frisch- und Verbrennungsluft oder beispielsweise für den Anschluss von Solarkollektoren erforderlich sind. Mit dem zunehmenden Einsatz regenerativer Energietechnik sowie dem Bau von Niedrigenergie– oder Passivhäusern hat sich die Zahl der Dachdurchdringungen erhöht. Zahlreiche Rohre und Kabel werden durch die Dachhaut geführt – und damit auch durch die Dampfsperre bzw. luftdichte Ebene. An dieser – durchaus im wörtlichen Sinne zu verstehenden – Schnittstelle treten in der Praxis immer wieder Schadensfälle durch unsachgemäß hergestellte Dachdurchdringungen auf [1 Siehe Fachliteratur]. Die entstandenen Schäden begrenzen sich allerdings nicht nur darauf, dass an der betreffenden Stelle die Luftdichtheit nicht gegeben ist. Diese sind dann nur noch die Ursache für die Folge-Bauschäden, die sich in Form von Feuchteschäden in der Dachkonstruktion zeigen. Siehe Bild 2            

Bild 2: Für die luftdichte Ausführung der Dachdurchdringungen von Solarleitungen führt Klöber eine Dichtmanschette für Unterdeck- und Unterspannbahnen als Ergänzungsprodukt im Programm. Bild: Klöber; Bildquelle: www.ikz.de
Bild 3: Die luftdichte Ebene muss sorgfältig und dicht an alle durchdringenden Bauteile angeschlossen werden. Als Arbeitshilfe sind auf der Dampfbremsfolie Vario KM Duplex UV von Isover; Schnittmarkierungen und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Erstellen einer passgenauen Rohrdurchdringungsmanschette aufgedruckt.Bild: Isover; Bildquelle: www.ikz.de

Dachdurchdringungen in Steildächern: Schnittstellen-Problem im Bauablauf

Eine Reihe von Funktionen bei Sanitär-, Lüftungs- und Heizungsanlagen erfordert den Einbau von über Dach geführten Bauteilen. Für haustechnische Installationen in Wohn- und Nutzgebäuden lassen sich im Wesentlichen die nachstehend genannten Arten von Dachdurchführungen unterscheiden:

  • Belüftung von Schmutzwasserleitungen: Senkrecht verlaufende Schmutzwasser-Fallleitungen müssen nach DIN EN 12056 / DIN 1986-100 über Dach gelüftet werden. In Einfamilienhäusern ist nach diesen Normungen mindestens eine Fallleitung als Hauptlüftung über Dach zu führen.
  • Fortluft von Raumentlüftungsanlagen: Die Abluft aus innenliegenden Bädern und WC-Räumen wird im Wohnungsbau überwiegend durch Einrohr-Entlüftungssysteme nach DIN 18017-3 über Dach ausgeblasen. Auf dieselbe Weise können Kochnischen oder fensterlose Küchen entlüftet werden, wobei die Entlüftung dieser Räume nach DIN 1946-6 geregelt ist. Im Geschoss-Wohnungsbau können hierfür mehrere Dachdurchführungen nebeneinander erforderlich sein, wenn die Abluft innenliegender Küchen je Geschoss mit einer eigenen Lüftungsleitung über Dach geführt wird.
  • Kontrollierte Wohnungslüftung: Eine zentrale Be- und Entlüftungsanlage tauscht verbrauchte, geruchs- und feuchtebelastete Abluft aus Bad, WC und Küche aus und führt den Wohn- und Schlafräumen frische und vorgewärmte Luft zu. Die Ansaugung der Außenluft erfolgt häufig über eine Zulufteinrichtung in einer Außenwand, die Fortluft wird im Regelfall über Dach abgeführt.
  • Abgasabführung von Gas- und Ölheizungsanlagen: Moderne Kompakt-Heizzentralen können im Dachgeschoss aufgestellt werden und benötigen aufgrund niedriger Abgastemperaturen keinen gemauerten Schornstein. Die Abgasabführung erfolgt z.?B. über Systeme aus Kunststoff oder Edelstahl mit relativ kleinen Rohrquerschnitten.
  • Anschlussleitungen für Solarthermie-Kollektoren: Zwei Rohrleitungen mit spezieller Dämmung schließen den Zirkulationskreislauf zwischen dem Speicher im Keller und den Kollektoren auf dem Dach. In der Praxis wird zur Herausführung in den Dachbereich häufig ein gewöhnlicher Lüftungsziegel eingesetzt; empfehlenswert ist jedoch die Verwendung speziell entwickelter Formteile (siehe Kasten „Vorgefertigte Formteile für die Solartechnik auf dem Dach“). Die Durchdringung der Dampfsperre bzw. Unterspannbahn durch zwei parallel verlaufende Rohrleitungen erschwert die Herstellung einer zuverlässig dichten Verklebung.
  • Anschluss von Photovoltaik-Solarmodulen: Die Erzeugung von Strom aus Sonnenlicht findet auf immer mehr Hausdächern Anwendung. Die Kabeldurchdringung vom Photovoltaik-Modul zur Elektrotechnik innerhalb des Gebäudes gestaltet sich weniger aufwendig als bei Rohrleitungen, die Wasser oder Luft zu transportieren haben. Trotzdem wird die Abdichtung bei der Verlegung von Kabeln durch die luftdichte Schicht häufig nicht mit der nötigen Sorgfalt ausgeführt. Siehe Bild 4
Bild 4: Die Anforderung an eine dichte Durchdringung der luftdichten Ebene gilt nicht nur für Rohrleitungen, sondern auch für Kabel, wie beispielsweise für den Anschluss von Photovoltaikmodulen.  Bild: Klöber; Bildquelle: www.ikz.de
   

Durchdringung luftdichter Ebenen

Die Durchführungen von Rohren, Schläuchen und Kabeln durch die Dampfsperre hindurch bergen die Gefahr potenzieller Undichtheiten. Typische Fehler sind beispielsweise die bündelweise Verlegung von Kabeln durch die Sperrschicht, die eine zuverlässige Abdichtung nahezu unmöglich machen [1 Siehe Fachliteratur]. In der Baupraxis wird der Durchdringung der Dachkonstruktion häufig wenig Beachtung geschenkt. Das erforderliche sorgfältige Verkleben wird als lästige und umständliche Kleinarbeit angesehen, die wertvolle Zeit kostet. Doch bleibt mangelnde Sorgfalt nicht unentdeckt, wenn die Luftdichtheit des Gebäudes durch Messung geprüft wird. Spätestens der Blower-Door-Test deckt schonungslos auf, wo Luft durch Ritzen oder Spalten pfeift. Die Ursache für Undichtheiten ist in vielen Fällen, dass Gebäudetechnik-Fachhandwerker zum Taschenmesser gegriffen und zwecks Einbau von Lüftungs- oder Solarleitungen einen Ausschnitt hergestellt haben, ohne sich dabei über mögliche Auswirkungen bewusst zu sein.

Andererseits gibt es für den Einbau von Dachdurchdringungen keinen anderen Weg, als Löcher in Unterspannbahn oder Dampfsperrenfolie zu schneiden. Nur müssen diese wieder dicht verschlossen werden. Werden die undichten Stellen noch vor dem eigentlichen Innenausbau durch den Blower-Door-Test entdeckt, kann der Verursacher im Grunde von Glück sprechen. Denn ansonsten muss mit weitaus höherem Aufwand nachgebessert werden, wenn der Innenausbau bereits komplett fertiggestellt ist. Vereinfacht ausgedrückt gilt hierbei: Wenn das Klebeband nicht haftet, haftet möglicherweise derjenige, der den Ausschnitt hergestellt hat. Siehe Bild 5

Bild 5: Dachdurchdringungen für Schmutzwasser-Lüftungen oder Abgasleitungen sind technisch notwendig, bergen aber Gefahrenpotenzial für Luftundichtheiten und als Folge davon Bauschäden durch Tauwasserbildung (Siehe Abb. 5). Luftdichtungsmanschetten bieten die nötige Sicherheit gegen mögliche Schadensfälle und für das ausführende Installationsunternehmen den Schutz vor Gewährleistungsansprüchen (Siehe Abb. 6)   Bild: Eisedicht; Bildquelle: www.ikz.de
   

Feuchteschäden durch fehlerhafte Verklebung

Die Gefahr von Feuchteschäden im Dachbereich aufgrund von Undichtheiten ist dann gegeben, wenn undichte Fugen von innen nach außen durchströmt werden. Beispiel: Eine nur 3? mm breite Fuge über die gesamte Länge eines 60 m² großen Daches führt bei einer Windstärke von 2-3 nahezu zu einer Verdoppelung des Energieverlustes im Dachbereich [1 Fachliteratur]. Neben dem daraus resultierenden Mehrverbrauch an Wärmeenergie sind dadurch auch Bauschäden möglich, wenn durch undichte Fugen warme und feuchte Raumluft in die Dachkonstruktion eindringt. Der Feuchteeintrag kondensiert bei kalten Außentemperaturen und verschlechtert die Dämmwirkung des Dämmstoffs.

  • Im Schadensfall können umfangreiche Sanierungsmaßnahmen notwendig sein, wenn durch Tauwasserbildung in der Dachkonstruktion Bauschäden verursacht wurden.

Die Ursache ist meist nicht etwa eine zu schwache Dampfbremse, sondern nicht oder nur unzureichend abgedichtete Fugen bei Durchdringung der Dachkonstruktion durch Einbauteile wie Rohrleitungen oder bei Überlappungen der Folienstöße.

Dachdurchdringungen fachgerecht und luftdicht herstellen

Für die Praxis auf der Baustelle bedeutet die Herstellung einer luftdichten Dachdurchdringung, dass die in der Dachkonstruktion eingebauten Folien sorgfältig und dicht an das durchdringende Bauteil (Rohr, Schlauch, Kabel) angeschlossen werden müssen. Hierfür kommt nur der Einsatz von Klebebändern oder -manschetten infrage. Dies allerdings mit der Einschränkung, dass nicht jedes beliebige Klebeband verwendet werden darf und sichergestellt sein muss, dass sich die Klebeverbindung nicht wieder lösen kann. Um Fugen und Stöße von Dampfsperren zu verkleben, können z.?B. doppelseitige Klebebänder aus Butylkautschuk (keine Teppich-Klebebänder!) oder gewebearmierte Klebebänder (einseitig klebend, wie z.?B. für die abzudichtenden Steckverbindungen von Lüftungsrohren) verwendet werden.

Sichere Abdichtung mit speziellen Klebebändern und -manschetten

Auf handwerkliche Weise kann der Anschluss der Dampfsperre an eine Rohrdurchführung beispielsweise so hergestellt werden: Aus dem Folienmaterial der luftdichten Schicht wird ein Stück in der Größe von ca. 50 x 50 cm ausgeschnitten. Mittig wird der Durchmesser des Rohres ca. 2 cm kleiner ausgeschnitten und ein Kragen durch Dehnung aufgestülpt. Die so entstandene Folienmanschette wird an einer Stelle eingeschnitten, um sie um das Rohr legen zu können. Am äußeren Rand des Quadrats wird sie mit doppelseitigem Klebeband auf der Folie in der Dachfläche befestigt. Der Einschnitt ist auf dieselbe Weise zu verkleben. Rings um das Rohr wird im Bereich der Foliendurchdringung ebenfalls ein doppelseitiges Klebeband aufgebracht und die äußere Schutzfolie abgezogen. Hierauf wird die Aufstülpung der Manschette verklebt. Diese Vorgehensweise ist jedoch zeitraubend und verlangt dem Verarbeiter ein hohes Maß an Sorgfalt ab. Bei Verwendung unflexibler Klebebänder ist zudem das Risiko sehr hoch, dass diese bei temperaturbedingten Bewegungen im Baukörper mangels fehlender Dehnbarkeit abreißen.

  • Sicherer sind speziell entwickelte Klebebänder und vorgefertigte Manschetten.

Von den Herstellern werden als wesentliche Eigenschaften hohe Klebkraft und Dehnbarkeit genannt. Mit fertig konfektionierten Luftdichtungsmanschetten mit werkseitiger Klebeverbindung lässt sich eine dauerhafte Abdichtung ohne zusätzliche Maßnahmen und mit einfachem Handling bewerkstelligen. 

Bild 6:  Das Diagramm zeigt die häufigsten Ursachen für Luftundichtheiten an Gebäuden. Dachdurchdringungen haben daran mit den größten Anteil.Bildquelle: www.ikz.de
   

Koordination der ausführenden Gewerke im Bauablauf

Je nach Bauablauf und -fortschritt trifft derjenige, der eine Dachdurchdringung einzubauen und anzuschließen hat, eine Dachkonstruktion im „Rohzustand“ an, oder es wurden bereits Dämmung und Dampfsperre eingebaut.

  • Der letztere Fall birgt das Potenzial von Beschädigungen und undichten Stellen an Luftdichtungsebenen, lässt sich aber durch entsprechende Abstimmung und die Verwendung von Bauteilen wie Luftdichtungsmanschetten vermeiden.

Dazu muss bei allen Beteiligten das Problembewusstsein geschärft sein. Auch besteht hierbei eine Abhängigkeit vom Bauablauf:

  • Erfolgt die Montage von Rohrleitungen und Kabeln im Dachbereich vor Einbau von Dämmung und Dampfsperre, muss sich nach gängiger Praxis das betreffende Gewerk um den fachgerechten Anschluss an die Durchdringungsbauteile kümmern. Im umgekehrten Fall, wenn die Dampfsperre bereits eingebaut ist, hat das jeweilige Haustechnik-Gewerk die Durchdringung fachgerecht und luftdicht anzuschließen.

Damit an den kritischen Stellen der Dachdurchdringungen keine Undichtheiten und Lücken auftreten können, sind bereits im Vorfeld eine detaillierte und fachübergreifende Planung sowie eine gewerkeübergreifende Kommunikation notwendig. Mit freundlicher Bereitstellung durch „IKZ-HAUSTECHNIK, STROBEL VERLAG, Arnsberg“ Autor: Wolfgang Heinl – IKZ-HAUSTECHNIK Heft 06/2011; www.ikz.de

Literatur: [1] Die luftdichte Gebäudehülle – Fehler in der Praxis; Fachartikel von Dipl.-Ing. Maria Feldhaus, Büro für ökologische Bau- und Umweltplanung, Aachen; veröffentlicht in IKZ-HAUSTECHNIK Heft 10/2003

   
   

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