GEPRÜFTE BAUSTELLEN IM JAHR
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Blechdächer können bis 5°Mindestneigung verlegt werden und sind gut belastbar, werden auch bei Begehung kaum beschädigt. Wer dann noch ein rostfreies wählt der hat kaum Wartungsarbeiten einzuplanen. Im aktuellen Fall hat der Kunde bei einer österreichischen Firma vor 3 Jahren ein hochwertiges Titanzinkblechdach bestellt. Heute wieder kaputt…

Beim Schwarzdecker bestellt

Der Häuslbauer hat im Ort beim regionalen „Dachdecker“ bestellt, kennt er doch den Chef persönlich. Damit hat der Häuslbauer alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelassen, hat sich über diese Firma nicht erkundigt, auch nicht die Gratis Firmenanfrage auf der Seite der Wirtschaftskammer genutzt. Da hätte er bemerkt dass der Schwarzdecker weder Spengler noch Zimmermeister ist, respektive für die nötigen Dacharbeiten keinen Gewerbeschein hat. So sieht das Flachdach dann auch aus, der Dachstuhl, der bauphysikalische Feuchteschutz (Die Dampfsperre) und zu schlechter Letzt die Spenglerarbeiten selbst, alles kaputt.

Die Schädiger sind immer die Opfer?

Fast bei allen Bauschadenfälle führe ich Gespräche mit den Verantwortlichen Personen, den mängelverursachenden Geschäftsführern. In 90% der Fälle fehlt jegliche Einsicht, man fühlt sich meist selbst als Opfer, im Sinne von „…der Kunde hat das so gewollt“ oder „ich habe das gleich gesagt“, oder „…die Preise sind so schlecht“, oder wie in dem aktuellen Fall „…das Material ist schlecht, mit Titanzink kann man kein Blechdach machen“! Diese permanente Fehleinschätzung entstammt vermutlich urmenschlichen Verdrängungsmechanismen. Da möchte man sich vorstellen man sitze winterlich in einer Höhle, kein Schwein weit und breit, die Steinaxt kaputt und selbst steht man am Speiseplan von vielerlei Getier.  Wer da seine Lage richtig einschätzt verliert den Verstand? Aber das ist nicht mein Fachgebiet, jedenfalls meint der Schwarzdecker, welcher an einer völlig ungeeigneten Konstruktion völlig verpfuschte Zimmermanns- und Spenglerarbeiten durchgeführt hat, er könne nichts dafür. Das Material ist Schuld, der Kunde weil er das so wollte, und vermutlich auch die weltpolitische Lage, damals.

Die Firma gibt es noch – Chef ein Mann ohne Gewerbeschein aber mit EHRE

Jedenfalls hat der Bauherr Glück, die Firma gibt es noch, und nicht nur das, der Mann steht zu seiner Verantwortung, gibt an alles sanieren zu wollen. Ich soll ihm ein Sanierungskonzept schicken, er wird sich daran halten und zwischenzeitlich sogar die Undichtheiten provisorisch abdichten. Die uralte Empfehlung eine Firma aus der Umgebung zu beauftragen hat sich dann doch gelohnt, der Geschädigte hat nach Kenntnis der Mängel prompt seinen Urlaub abgesagt, braucht er doch das Geld für die Sanierung. Scheinbar wird es nun doch etwas aus dem Urlaub…

Welches Blech für mein Dach ?

Das läßt sich so einfach nicht beantworten, respektive müßte man nach Anwendungen unterscheiden. WER das Blech verarbeitet spielt auch eine Rolle, beispielsweise ist das oben erwähnte Titanzinkkupfer-Blech ein sehr Gutes, es braucht aber eine perfekte Verarbeitung, verzeiht Verlegefehler beispielsweise weniger als das billige verzinkte Stahlblech. Dafür muss verzinktes Stahlblech zeitgerecht vor Korrosion geschützt, also gestrichen werden. Dies ließe sich bei beschichteten Blechen vermeiden, allerdings muss dann für Lötnähte die Beschichtung wieder mühsam entfernt werden. Aluminium wird gerne für bunte Einfamilienhäuser genommen, nur kann dieses nicht gelötet werden, für komplizierte Grundrisse empfehlen sich aber wiederum lötbare Bleche. Klebe- und Dichtnähte empfehlen sich erst aber einer entsprechend hohen Dachneigung, Wasser sollte dauerhaft nicht anstauen. Zudem sollten Dächer mit hoher Nutzung -Dachlaufstege, hohe Handwerkerfrequenz,…- eher nicht mit beschichteten Blechen ausgeführt werden. Zu schnell zerkratzt die Beschichtung und dann geht der Streit um optische oder technische Fehler schon los. Jeder Spengler ist gut beraten im Vorfeld darauf hinzuweisen dass ein beschichtetes Blechdach nie ohne Kratzer übergeben werden kann. In der Königsklasse finden sich Kupferbleche und Dünnbleche aus Chromstahl, in der Regel wegen der Lötbarkeit verzinnter Chromstahl. Also im Gegensatz zum höherwertigen NIRO 4316 ein Stahl ohne Nickelzusatz, dafür mit Zinnüberzug um dem Spengler eine Lötmöglichkeit zu geben.  Bei Kupfer sind die Nachteile beim Zusammenbau mit anderen Metallen und Baustoffen zu erwähnen, ungeschütztes Alu, Titanzink oder verzinkter Stahl löst sich im Kontakt mit Kupfer-Ionen auf, bzw. wird dieses angegriffen. Und ist auf Abstände und Tropfnasen besonders zu achten, andernfalls unschöne Ablaufspuren auf Fassaden und Terrassenbelägen entstehen können. Die Spengler-Edelstähle wie beispielsweise Ugitop, Uginox (Markennamen) sind bei den Spenglern nicht sehr beliebt, diese lassen sich schwer schneiden und müssen Werkzeuge öfter instandgesetzt und geschärft werden. Pauschal kann man hier kein Blech bevorzugen, es bleibt der guten Beratung des Spenglers überlassen die Anforderung zu analysieren.

Bei schlechter Verarbeitung ist jedes Blech überfordert

Bei gegenständlichem Schadensfall wäre jedes der genannten Bleche überfordert, auch ein Kupferblechdach wäre hier bereits nach kurzer Zeit am Ende, die falsche Falztechnik, die fehlerhafte Konstruktion, hätten jedes Dach zum Totalschaden gebracht. Der wichtigste Faktor auch hier der Mensch, respektive die richtige Detailplanung und Ausführung!

Wieder ein persönlicher Beitrag von Günther Nussbaum-Sekora, Bau-Sachverständiger, zertifiziert nach EN ISO/IEC 17024, Luftdichtheitsprüfer, Gebäudethermograf, Sonderfachmann für Gebäudeabdichtungen, Spengler und Dachdeckerarbeiten

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