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Als Alpenstaat ist Österreich besonders von hohen Radonkonzentrationen in Gebäuden betroffen. Warum ist Radon so gefährlich und wie beugen Bauherren vor?

Radonschutz in Neubauten – Herausforderung für Bauherren

Das radioaktive Edelgas Radon stellt in Österreich durch die unmittelbare Nähe zu den Alpen eine besondere Gefahr dar, denn dort findet Radon, das sich unter der Erde angesammelt hat, zahlreiche Eintrittsstellen vor, um ins Freie zu gelangen. Zehn Prozent aller Fälle von Lungenkrebs sind in Österreich auf das Edelgas zurückzuführen. Längst hat die Politik reagiert und Bauherren zur Vorsorge verpflichtet, um den Referenzwert von 300 Becquerel/m³ bei Neubauten deutlich zu unterschreiten.

Natürlich sollte es für Bauherren selbstverständlich sein, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Bauten nicht zu Gesundheitsfallen werden. In vielen Fällen fehlt es allerdings weniger am guten Willen als vielmehr am Wissen darüber, wie das radioaktive Edelgas daran gehindert werden kann, sich Zugang ins Gebäude zu verschaffen. Deshalb möchten wir dazu beitragen, ein Verständnis für Radon zu entwickeln. Denn nur wer seinen Feind kennt, kann ihn letztlich effektiv bekämpfen.

Warum ist Radon so gefährlich?

Radon entsteht aus dem Zerfallsprozess von Uran und zerfällt weiter, unter anderem in die ebenfalls radioaktiven Bestandteile Wismut, Polonium und Blei. Als Edelgas neigt Radon dazu, sich nicht mit anderen Stoffen zu verbinden. Zugleich ist es das schwerste aller Edelgase – etwa siebenmal schwerer als Luft. Das ist der Grund dafür, warum Keller am stärksten von hohen Konzentrationen des Edelgases betroffen sind.

Über den Saugglockeneffekt gelangt Radon aber in die oberen Etagen, die in der Regel die Wohnbereiche sind. Die Bewohner sind dem Gas dann dauerhaft ausgesetzt. In den meisten Fällen wissen sie nicht einmal um die Gesundheitsgefahren Bescheid, denn die menschlichen Sinne sind machtlos gegenüber der Radonbelastung. Das Edelgas ist nämlich weder zu sehen noch zu hören, riechen oder zu schmecken. Um die Radonbelastung entdecken zu können, bedarf es spezieller Radon-Messgeräte, die auch für Architekten und Bauunternehmen nützliche Arbeitsinstrumente sind.

Lungenkrebs durch Alphastrahlung

Ionisierende Alphastrahlung – das Kennzeichen ist die Herauslösung von Elektronen aus dem Gesamtgefüge, wodurch es zu einer elektrischen Ladung (Ionisierung) dieser Teilchen kommt. Dieser Vorgang lässt bereits die erhebliche Krafteinwirkung von radioaktiver Strahlung erahnen. Sie ist so stark, dass die Erbinformationen verändert, Mutationen erzeugt und Krebsfälle ausgelöst werden können. Die Alphastrahlung zeichnet sich innerhalb der Strahlenfamilie durch eine geringe Eindringtiefe bei einer hohen Strahlenintensität aus. Dadurch dringt Radon vermutlich nicht durch die stabilen äußeren Hautschichten des Menschen durch, kann aber, wenn es eingeatmet wird, im weichen und durchlässigen Lungengewebe erheblichen Schaden verursachen.

Wie sollten Bauherren vorgehen?

Neubauten werden heute durch ein sicheres und feuchtigkeitsabweisendes Fundament geschützt. Als Faustregel gilt, dass alles, was gegen Nässe schützt, auch gegen Radon wirksam ist. In den aktuellen Bauvorschriften wird mit Blick auf den Radonschutz auch explizit auf das radioaktive Edelgas eingegangen. Zur Anwendung kommen als Fundamente vor allem die Weiße Wanne auf Basis von WU-Beton sowie die Schwarze Wanne auf Grundlage des Ölprodukts Bitumen.

Damit Radon nicht durch die Wände ins Haus dringt, sollte das Baumaterial luftundurchlässig und nicht porös sein. Ungebrannter Lehmputz wäre somit eine denkbar schlechte Wahl. Typische Eintrittsstellen von Radon wie Risse, Fugen, Spalten, Kabelleitungen und Rohrdurchführungen sollten fachgerecht abgedichtet werden. Als abdichtendes Material bevorzugen die meisten Architekten die Verwendung von Silikon.

Doppelter Kellerschutz und Lüftungsanlage

Da der Kellerbereich mit Abstand am meisten von hohen Radonkonzentrationen betroffen ist, empfiehlt sich eine doppelte Absicherung des Kellers sowohl nach außen als auch nach innen. Ziel sollte es sein, dass kein Radon mehr von außen in den Keller dringen und in die oberen Wohnbereiche gelangen kann. Um einen negativen Effekt einer energieeffizienten Innendämmung abzufedern, die einen Austausch zwischen Außen- und Innenluft verhindert, hilft die Installation einer Lüftungsanlage. Sie gewährleistet einen kontrollierten Luftaustausch in der Wohnung und ermöglicht es, dass sich radonhaltige Innenluft im Austausch mit der Außenluft verdünnen kann.

(Veröffentlichung am 22. Juli 2021)