Chancen und Risiken beim Einsatz von Wärmepumpen!
Der Wärmepumpenmarkt boomt wie nie zuvor, Experten sprechen von einer Überhitzung des Marktes. Im Jahr 2006 wurden in Deutschland über 55000 Wärmepumpen verkauft, dies entspricht einer Steigerung von über 100 % zum Jahr 2005. Für die nächsten Jahre wird mit weiteren hohen Steigerungsraten gerechnet. Niemand war auf diesen Anstieg vorbereitet, haben doch die Mehrwertsteuererhöhung, die Abschaffung der Eigenheimzulage, die Preissteigerungen bei Öl und Gas sowie das gewachsene Vertrauen in die Wärmepumpentechnik für Engpässe bei Herstellern, Zulieferern, Bohrfirmen und Installateuren gesorgt. Jeden Skeptiker und Kritiker dürfte nun klar sein, dass die Wärmepumpe zukünftig nicht mehr aus dem Heizungsmarkt weg zu denken ist.
Bildquelle: www.erdwaerme-zeitung.de;Bohrarbeiten für Erdwärmesonden ( Erdwärme & Bohrtechnik GmbH Sachen ). Bohrung 100m tief. Foto: Silvio Klenner |
Diese erfreuliche Entwicklung hat natürlich auch ihre Schattenseiten. Viele Seiteneinsteiger sehen jetzt ihre Chance schnelles Geld zu verdienen. Jeden Tag präsentieren sich neue, so genannte Experten und so kommt es, dass nicht jede Wärmepumpe ihren Ansprüchen gerecht wird.
Zu einer Wärmepumpenanlage gehören die Wärmequelle, die Wärmepumpe und die Wärmenutzungsanlage. Ist die Wärmequelle die Erde, benötigt man Kenntnisse aus Geologie und Hydrologie. Die Wärmepumpe selbst ist reine Kältetechnik und die Wärmenutzungsanlage umfasst das Gebiet der Heizungstechnik. Ergänzt man dies um die erforderliche Regelungstechnik so spricht man von einem Wärmepumpensystem. Und nur wenn diese einzelnen Komponenten optimal auf einander abgestimmt sind, hat man eine gut funktionierende und effizient arbeitende Wärmepumpenanlage.
Es wird sicherlich selten vorkommen, dass diese verschiedenen Fachgebiete jemand gleich gut beherrscht, zumal Grenzen überschreitende Kenntnisse erforderlich sind. Nicht immer ist der einzelne Anbieter bereit, über den Tellerrand hinaus zu schauen und das Ganze als System zu betrachten, sich gegebenenfalls von erfahrenen Fachexperten und Planern beraten zu lassen. Viele Anwender unterschätzen die Komplexität der Wärmepumpenanlage und glauben sich als Experte, wenn Sie sich Unterlagen der Hersteller besorgen und sich im Internet informieren.
- Dabei ist es eigentlich leicht zu erkennen, dass manche Hersteller und Lieferanten Probleme nicht nennen oder herunter spielen, nur um zu verkaufen.
Sie halten dies für übertrieben? Dann holen Sie sich doch einfach nur einmal fünf Angebote für Erdsonden und sie werden sehen, dass sie fünf unterschiedliche Bohrmeter erhalten und jeder behauptet nur seins ist das Richtige. Selbst bei EU- oder DIN- Normen, VDI- Richtlinien oder anderen Rechtsvorschriften ist bezüglich des Einsatzes von Wärmepumpen „Vieles“ noch nicht eindeutig geregelt. So gibt es zum Beispiel in Sachsen noch keinen Leitfaden zur Errichtung von Erdwärmesonden, obwohl Nordrhein – Westfalen, Baden Württemberg oder Bayern diesen schon lange haben.
Selbst der Gesetzgeber sieht Handlungsbedarf und lässt zum Beispiel die DIN EN 15450 Einsatz von Wärmepumpen in Heizungsanlagen erarbeiten oder die VDI 4640 Blatt 1 und 2 ( Thermische Nutzung des Untergrundes ) überarbeiten.
Die aufgezeigte Thematik soll die insgesamt positive Entwicklung der Wärmepumpe keineswegs schmälern. Ganz im Gegenteil, diese Technik ist nach meiner Überzeugung die zurzeit beste ganzjährig nutzbare Alternative zur Energiekostensenkung und Primärenergieeinsparung mit hohem Komfort. Da der Endverbraucher viel Geld dafür investiert, ist es einfach legitim ihn über eventuelle Risiken zu informieren.
Wenn Sie folgende Hinweise beherzigen, so werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit viel Freude an einer Wärmepumpe haben:
- Lassen Sie Ihre Anlage von Fachleuten mit langjährigen Wärmepumpenerfahrungen planen, auslegen, überwachen und Angebote auf Ihren Inhalt und ihre Qualität prüfen. Unternehmen mit entsprechenden Zertifizierungen (Beispiel) müssen Ihre Eignung bei zuständigen Gremien nachweisen, was sicherlich kein Nachteil ist.
- Lassen sie die Heizlast des Gebäudes möglichst exakt unter Einbeziehung der U-Werte ermitteln. Sie vermeiden über- oder Unterdimensionierung der Wärmepumpenanlage.
- Schaffen Sie ihre maximale Vorlauftemperatur herunter bzw. vergrößern Sie ihre Heizkörper oder rüsten sie auf Fußboden oder Wandheizung um. Es gibt zum Beispiel Fußbodenheizungssysteme mit insgesamt 25 mm Aufbauhöhe.
- Denken Sie daran, ein Grad höhere Vorlauftemperatur entspricht ca. 2,5 % mehr Energieverbrauch. In manchen Fällen ist es besser erst Wärmedämmmaßnahmen durch zu führen.
- Setzen Sie die Wärmepumpe nicht um jeden Preis ein. Unter bestimmten Umständen sind andere Systeme eventuell geeigneter.
Wärmepumpen arbeiten sehr zuverlässig. Sollte dennoch ein Störungsfall auftreten, benötigen Sie jedoch meist einen Kältetechniker. Bekannte, starke, renommierte Hersteller bieten flächendeckende Servicenetze. Fragen Sie nach Referenzen und nutzen Sie die Erfahrungen von zufriedenen Wärmepumpenbesitzern. Dipl.- Ing. (FH) Hans-Jürgen Seifert für Luft- und Kältetechnik, Ingenieurbüro für Wärmepumpensysteme- veröffentlicht und mehr zum Thema in der Erdwärme-Zeitung.de
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