GEPRÜFTE BAUSTELLEN IM JAHR
     

Die Risse und die Ursachen! Diverse Meinungsunterschiede zum zeitlichen Verlauf der Schwindverformung ergeben das zweite Kapitel der mehrteiligen SOLID-Serie zum Thema „Risse“. Zur Zeit der industriellen Revolution, im späten 19. Jhdt., richteten sich die Bauvorschriften noch nach den Maßen der pferdegezogenen Feuerwehrkutschen. Da wurden Wohnungen trockengewohnt: Noch während die Maurer am Gerüst die Fassade verputzten, zogen meist arme und sonst von der Obdachlosigkeit bedrohte Mieter als „Trockenwohner“ in das Gebäude. Sogar der Innenputz fehlte oft noch. Bautechnisch eine gute Sache, der Putz wurde quasi auf einen „beruhigten Untergrund“ aufgebracht. Unabhängig von lastbedingten Tragwerksverformungen entstehen Risse meist durch Zwangsbeanspruchungen aufgrund thermisch-temperaturbedingter oder hygrisch-feuchtebedingter Längenänderungen. Wo unterschiedliche Bauteile zusammenkommen, entstehen rissverursachende Zwangskräfte – daher auch die Empfehlung in der vorigen SOLID-Ausgabe, betonierte Ringanker beim Ziegelmauerwerk in U-Schalen aus Formziegeln zu gießen. Der Putz bleibt dabei vom „unruhigen“ Betonkranz weitgehend entkoppelt. Risse entstehen erst gar nicht. Ein oft gesehenes Rissbild zeigt sich bei Boden-Wand-Fugen über Zementestrichen, weil schon die 6 cm dünne „Betonplatte“ lagebedingt nicht gleichmäßig schwinden darf. Die PE-Folie und der Aufbau unter dem Estrich behindern die Austrocknung, während dieselbe an der Oberseite durch Zugluft oft noch beschleunigt wird. Der Estrich schwindet stärker an der Oberseite und schüsselt dabei konkav. Wer dabei das zu erwartende Endschwindmaß nicht berücksichtigt – beispielsweise durch wirksame Dehnungsfugen vom Belag zu den Sockelfliesen -, erntet in der Regel Gewährleistungsansprüche. Und was für den dünnen Estrich gilt, ist für die massive Bodenplatte allemal anzunehmen. Kaum eine Boden- oder Deckenplatte wird heute noch feucht abgedeckt und vor Wind und Sonne geschützt. Während sich die Bodenplatte durch das Eigengewicht und die flächige Auflage kaum schüsselt, gilt das für eine durch Sonneneinstrahlung oberseitig erwärmte Deckenplatte nicht. Die auf der Decke vermauerten Zwischenwände folgen selten symmetrischen Anforderungen. Das Endschwindmaß der Decke bleibt unberücksichtigt, es kommt zu Spannungsübertragung in das Mauerwerk. Das Trockenschwinden Wobei das Schwinden ein lang andauernder Trocknungsprozess ist – gleich, ob für Beton oder Mauerwerk. Schwindverformungen entstehend durch das Trockenschwinden, wobei sich IM Bauteil ein Feuchtigkeitsgefälle ausbildet, das sich nur sehr langsam abbaut. Während man auf Baustellen meist von einem bis drei Jahren spricht, geht man normativ tatsächlich von einem Trockenschwind-Endwert von bis zu 70 Jahren aus! Wobei bei Mauerwerk das Endschwindmaß nach drei bis vier Jahren erreicht wird. Aber es ist gar nicht wichtig, WANN das Trockenschwinden abgeschlossen ist, es genügt…

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